Universitäre Imamausbildung und Einführung von Islamunterricht: Mit Siebenmeilenstiefeln in die falsche Richtung – Stellungnahme zur forcierten Etablierung islamischer Herrschaftskultur in Deutschland

 In Analyse der islamischen Herrschaftskultur

Die jetzt vom Wissenschaftsrat ausgesprochene Empfehlung, Institute für islamische Theologie aufzubauen, ratifiziert nur die längst auf der Islamkonferenz eingeleitete und regierungsamtlich verfolgte Linie, in Deutschland flächendeckend Islamunterricht einzuführen und über diesen Weg den Islam mit den gleichen staatlichen Privilegien und Einflussmöglichkeiten auszustatten wie das autochthone Christentum. Damit wird – entgegen dem Mehrheitswillen der deutschen Bevölkerung, aber aus deren Tasche als Steuerzahler – eine neue Stufe der Etablierung islamischer Herrschaftskultur eingeleitet.

Als Begründung für diese Maßnahmen wird von den Verantwortlichen, wie zum Beispiel der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), aber auch von Vertretern der Grünen und der Gewerkschaften, angeführt, dadurch würde die Integration der Muslime gefördert. Genau das Gegenteil aber ist der Fall:

1) Solange keine klaren Beweise und autorisierte Beschlusslagen dafür vorliegen, dass der orthodoxe Mehrheitsislam im Sinne der Menschenrechte umfassend und grundlegend revidiert wurde, ist es wissenschaftlich unhaltbar sowie politisch und rechtlich naiv und verfehlt, den Islam unversehens als „Religion“ zu klassifizieren, welche die Lektion von Aufklärung und Säkularisierung verstanden und akzeptiert hat. Tatsächlich nämlich erweist sich der Islam in seiner orthodoxen Grundgestalt als eine religiös überhöhte Herrschaftsideologie, die wesentlichen Grundprinzipien der kulturellen Moderne nicht nur widerspricht, sondern diese außer Kraft zu setzen beabsichtigt. In dieser ungebrochenen Gestalt ist der Islam weder integrationsfähig, noch kann er für sich den Schutz des Grundgesetzes in Anspruch nehmen.

2) Insofern der Islam als vormoderne Vorschriftenreligion normative Prinzipien verkörpert, die mit den Grundwerten einer menschenrechtlich-demokratischen Gesellschaftsordnung nicht nur nicht vereinbar sind, sondern diesen sogar massiv entgegenstehen (zum Beispiel: Gleichberechtigung von Mann und Frau; Gleichberechtigung von Muslimen und Nichtmuslimen <einschließlich Atheisten>; negative Religionsfreiheit), erweist sich eine Erziehung im Geiste des Islam als das zentrale Integrationshindernis. Aus diesem Grund führt die Einführung eines flächendeckenden Islam-Unterrichts absolut in die falsche Richtung, denn sie fördert nicht etwa die politisch-kulturelle Integration der Muslime, sondern trägt nur zur Verfestigung einer auf Abgrenzung bedachten ethno-religiösen Identität bei und fördert damit integrationsabwehrende Einstellungs- und Verhaltensmuster.

3) Die Verfechter und Befürworter der Einführung von flächendeckendem Islamunterricht und staatlich geförderter und finanzierter Imamausbildung bleiben jeden Beweis dafür schuldig, ob und inwieweit ihr abstrakt behaupteter und willkürlich erdichteter „Bonbon-Islam“ von den Islamvertretern und der Mehrheit der Muslime überhaupt anerkannt wird. Der Fall Kalisch hat ja bereits gezeigt, wie abwegig es ist, hier blauäugig auf ein Konsensprinzip zu hoffen. Ganz offensichtlich wird hier von der herrschenden politischen Klasse auf dem Rücken der nichtmuslimischen Bevölkerungsmehrheit mit und ohne Migrationshintergrund die Büchse der Pandora geöffnet und in unverantwortlicher Weise der Grundstein für künftige Bürgerunruhen gelegt.

Grundsätzlich ist nämlich zu berücksichtigen, dass gerade der Islam als offenbarungsreligiöses Behauptungssystem keine beliebige Interpretation zulässt. So gelten die auf Mohammed herabgesandten Suren des Korans als unmittelbares, ewig und überall gültiges Gotteswort. Hinterfragendes und situativ relativierendes (historisch-kritisches) Interpretieren gilt im vorherrschenden orthodox-konservativen Gesetzes-Islam als Blasphemie. Entsprechend heißt es in einem Hadith: „Die beste Rede ist das Buch Gottes. Das beste Vorbild ist das Vorbild Muhammads. Und die schlechtesten aller Dinge sind Neuerungen, die in die Religion eingeführt werden. Und was versprochen wurde wird eintreten – ihr könnt euch dem nicht entziehen “ (al-Buhari1991, S. 485).

Auch im Koran selbst werden eigenmächtige Textauslegung sowie Neuerungen in Brauch und Gesetz kategorisch ausgeschlossen und damit das normative Gesamtgefüge des Islam gegenüber „Reformen“ grundsätzlich versiegelt.

Zudem muss bezweifelt werden, ob die Neuauslegung von grundrechtswidrigen bzw. antimenschenrechtlichen Aussagen, Normen, Vorschriften etc. am Wesen dieser Aussagen etc. etwas grundsätzlich zu ändern vermag, wenn sie nicht gänzlich deren Bedeutungsgehalt verkehren will. In diesem Fall wäre dann aber nicht eine Neuinterpretation, sondern eine Außerkraftsetzung angebracht. Welche Aussicht auf mehrheitliche Anerkennung oder Durchsetzbarkeit hätte aber eine solche Neuinterpretation oder Außerkraftsetzung?

Vor diesem Hintergrund ist die Zahl von „Reformern“ in der islamischen Herrschaftssphäre relativ klein. Dasselbe gilt für ihren Anhang und ihre muslimische Leserschaft. D. h. die relativ kleine Schar von unrepräsentativen Reformern ist innerhalb der Umma weitestgehend isoliert.

Hinzu kommt, dass die Reformer in den islamischen Ländern systematisch unterdrückt, gegängelt, zwangsweise geschieden und sogar getötet werden. Insofern ist der Verweis auf den „Reformislam“ oftmals ein Ablenkungsmanöver, um vom aktuellen Kernsachverhalt abzulenken, nämlich von der sogar noch zunehmenden Vormachtstellung und ungebrochenen Deutungshoheit des reaktionären islamischen Establishments.

Vor diesem Hintergrund gilt es, den Regierenden Folgendes entgegenzuhalten: Deutschland braucht keine Imamausbildung und keinen islamischen Bekenntnisunterricht. Das ist der integrationspolitisch völlig falsche Weg. Auf diese Weise werden im Endeffekt nur desintegrative Identitäten mit staatlicher Absegnung befestigt. Was wir benötigen, ist vielmehr die Rückbesinnung auf die Werte der Aufklärung und der Säkularität als politische, unterrichtsorganisatorische und curriculare Leitprinzipien.

4) In diesem Sinne ist der in Deutschland übliche konfessionsgebundene Religionsunterricht ein kontraproduktiver Anachronismus, der schleunigst überwunden werden muss. Gerade im Interesse interkulturellen Lernens und unter den Bedingungen einer sich zunehmend globalisierenden Weltgesellschaft sollte er durch das neu zu schaffende Fach „Religions- und Weltanschauungskunde“ ersetzt werden. Darin sind die Heranwachsenden sowohl mit den Grundinhalten aller Weltreligionen als auch mit den Ideen der aufklärungshumanistischen Religionskritik bekannt zu machen. Eine solche neutrale Informations- und Wissensvermittlung würde nicht nur der Integration in eine pluralistisch-demokratische Gesellschaftsordnung besser dienen, sondern wäre auch die beste Prophylaxe gegen einen „Kampf der Kulturen“.

Zudem ist es naiv zu glauben, dass staatlicher Islam-Unterricht dazu führt, dass Koranschulen mit zum Teil islamistischen Predigern freiwillig ihre Arbeit einstellen oder aber die häusliche Normierungsgewalt des konservativen Gesetzes-Islam gebrochen wird. Generell wird die staatliche Hofierung, „Anerkennung“ und Privilegierung der islamischen Herrschaftskultur – auch gegenüber dem kulturellen Hintergrund nichtmuslimischer Zuwanderer – letztendlich nicht zur Integration der Muslime führen, sondern entscheidend deren Abgrenzungsmentalität stärken und so die säkular-humanistischen Werte und Orientierungsgrundlagen der europäischen Moderne schwächen.

An Stelle der Einführung von universitärer Imamausbildung wäre die Schaffung von wissenschaftlichen Institutionen zur Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften für das neu einzurichtende Fach „Religions- und Weltanschauungskunde“ das Gebot der Stunde. Darüber hinaus gilt es, endlich auch in Deutschland die Säkularisierung zu vollenden und die staatskirchenrechtlichen Privilegien zu beseitigen. Damit würde auch ein wesentliches Lockangebot an den Islam entfallen und dessen Begehrlichkeit nachhaltig eingedämmt.

 

Hartmut Krauss

Redaktion HINTERGRUND

02.02.2010

 

Anhang

Islamunterricht an deutschen Schulen

Bei der dritten Islamkonferenz im März 2008 wurde beschlossen, dass staatliche Schulen in Zukunft neben katholischem und evangelischem Religionsunterricht auch Islamunterricht anbieten sollen. Innenminister Wolfgang Schäuble sieht darin einen wichtigen Schritt zur Integration islamischer Migranten und von deren Kindern. Doch die Bevölkerung steht diesem Vorgehen mehrheitlich ablehnend gegenüber: Nur ein Viertel (24 Prozent) ist für einen Islamunterricht an deutschen Schulen. 59 Prozent – in Ostdeutschland sogar 69 Prozent – sind dagegen, dass der Islam an deutschen Schulen gelehrt wird.

Lt. einer Allensbach Umfrage (FAS, 18.05.2008, S. 35) sieht die Meinungsbildung in Deutschland wie folgt aus:

Dafür:                          24%

Dagegen:                     59%

Unentschieden:             17%

 

Aufgeschlüsselt nach Parteianhängern:

Dafür               Dagegen

CDU/CSU            20%                63%

SPD                   23%                61%

FDP                   20%                63%

Grüne                41%                40%

Linke                 25%                59%

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